Selten waren unsere mU10-Jungs so konzentriert bei der Sache. Und das bei einem Spiel, in dem sie gar nicht selbst spielen, sondern nur zuschauen. Lautstark wird mit der Mannschaft des HCLG Leipzig im Duell gegen den SSC Jena mitgefiebert. Ganz nach dem Vorbild von Union Berlin, welches jüngst den Fußballern von Werder Bremen als Dankeschön für deren Schützenhilfe am letzten Bundesligaspieltag ein paar Kisten Bier spendierte, stellen die mitgereisten Meeraner Eltern in einem Anflug von Übermut den Leipzigern als Siegprämie einen Kasten Zitronenlimonade in Aussicht.
Was war passiert?
Dunkle Ringe unter den Augen unserer wortkargen Jungs verheißen an diesem Samstagmorgen, dem Internationalen Kindertag, nichts Gutes. Das Eröffnungskonzert zur 850-Jahr-Festwoche am Abend zuvor war einfach zu schön, um zeitig ins Bett zu gehen. Der Katzensprung nach Jena verläuft daher verhältnismäßig still. Nachdem Emil in der Kabine eine Runde Geburtstagskuchen geschmissen und die anschließende Erwärmung bei leichtem Nieselregen den Eindruck einer allgemeinen mannschaftlichen Indisponierung eher verstärkt als entkräftet hat, geht es im ersten Spiel gegen die wilden Kerle des HCLG Leipzig, den bis dahin ungeschlagenen Tabellenführer unserer Staffel. Bereits nach wenigen Minuten kassieren wir das 0:1. Auch, wenn sie das nie öffentlich zugeben würde, stellt sich Trainerin Anja in diesem Moment innerlich schon mal auf eine fette Klatsche ein. Doch plötzlich, wie aus dem Nichts, gelingt der Ausgleich zum 1:1. Die Meeraner erobern auf einmal Ball um Ball, lassen Leipzig immer seltener in den eigenen Schusskreis kommen, machen das Spiel breit, starten gefährliche Angriffe und steigern den Druck auf die gegnerische Abwehr. Konstantin, heute von Beginn an hellwach, vereitelt gaaanz cool zwei Penaltys. Schon zum Halbzeitstand von 3:1, aber erst Recht nach Abpfiff reiben sich die Zuschauer die Augen, als sie den Endstand von 5:2 auf der Anzeige lesen.
Unser nächster Gegner, der Cöthener HC, ist vermutlich aufgrund des angekündigten Starkregens mit Gewitterrisiko (Info für alle Verfechter von Wetter-Apps: Außer für ein paar Minuten während der Erwärmung findet bis zum Mittag kein einziger Regentropfen den Weg auf den malerisch gelegen Jenaer Kunstrasen, es kommt sogar die Sonne durch) nicht angereist. Man muss also davon ausgehen, dass dieses Spiel, ebenso wie das Spiel Köthen-Jena, mit jeweils 0:3 gegen sie gewertet werden wird. Jubelnd stellen die Meeraner Jungs nun fest, dass sie dadurch zu diesem Zeitpunkt einen Sprung auf den zweiten Tabellenplatz gemacht haben. Zwar punktgleich mit Jena, aber mit einem deutlich besseren Torverhältnis, muss im letzten Spiel nur noch auf einen Leipziger Sieg über Jena gehofft werden, und die Endrunde wäre gebucht. Blitzschnell hängt Meerane sehr zweckdienlich seine Fahne nach dem Wind, pfeift auf die eigene Gesinnung und wird zum dicksten Kumpel des HCLG, welcher in der ganzen Aufregung auch schon mal „RB Leipzig“ genannt wird – sehr zur Freude der Leipziger Eltern.
Kurzum: Der Einsatz eines Kastens Zitronenlimonade war vermutlich zu wenig, um den Messestädtern einen echten Anreiz zum Gewinnen zu bieten. Vielleicht sind sie an diesem Tag einfach nicht motiviert genug, um das gute Jenaer Team zu bezwingen. Das Spiel endet 3:3 und Jena verweist uns mit einem Punkt Vorsprung wieder auf Tabellenplatz drei. Somit geht es für den SV Motor im August mit der Runde um Platz 9 weiter.
Für Meerane spielten:
Konstantin Barth (TW), Rudi Dobias, Tom Gerbach, Niklas Landgraf, Toni Lange, Emil Martens, Leo Reichenbach, Jorik Scheerer und Edgar Weigel
geschrieben von Tilo Martens